Verantwortliches wirtschaftliches Handeln ist im Glauben schon angelegt

Die Ökumenische Sozialinitiative der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland hat eine breite Diskussion angestoßen. Die zentralen Etappen des Diskussionsprozesses, vom Kongress "Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft" bis zu den Stellungnahmen, Gastbeiträgen und Kommentaren hier auf dieser Webseite, sind im Dokumentationsband "Im Dienst an einer gerechten Gesellschaft" zusammengefasst, den Sie hier als PDF herunterladen können

Initiative e.V.

Ins Leben gerufen wurde Initiative e.V. 1996 in Bonn und setzt sich ein "für evangelische Verantwortung in der Wirtschaft Mittel- und Osteuropas", wie es im Untertitel des Vereins heißt.

Die Inititiative e.V. dankt dem Rat der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz für ihre "Initiative für eine erneuerte Wirtschafts- und Sozialordnung". Gemeinsam wollen sie die Trennung von Ökonomie und Ethik überwinden helfen und führen dazu umfangreiche ordnungspolitische und ethische Orientierungen an. Wir teilen das Grundanliegen, Ökonomie und Ethik aufeinander zu beziehen, weil unsere Mitglieder sich in ihrem wirtschaftlichen Handeln der Ethik des christlichen Glaubens und dem reformatorischen Berufsverständnis verpflichtet fühlen.

Nachdrücklich unterstützen wir das Konzept der sozialen Marktwirtschaft und die Bemühungen um seine Weiterentwicklung, um auch in Zukunft wirtschaftliche Prosperität und persönliches Wohlergehen miteinander in Verbindung zu halten. Besonders ist uns dieser konzeptionelle Ansatz im Blick auf unsere Partner in Mittel- und Osteuropa wichtig. Denn dort ist einerseits durch die Jahrzehnte unter kommunistischer Herrschaft vieles an Wissen um das Funktionieren der Marktwirtschaft verloren gegangen. Andererseits hat die Transformation nach der Wende oft nur die Prozesse der "freien Marktwirtschaft" im Blick gehabt und die soziale Einbindung vernachlässigt und die ethischen Herausforderungen unterschlagen. Dadurch sind die Auswirkungen der Finanzkrise von 2008 für viele Menschen in diesen Ländern dramatisch gewesen.

Insoweit ist es für unsere Partner in Mittel- und Osteuropa sinnvoll, den ordnungspolitischen Rahmen für eine Zukunft zu beschreiben, in der sich die soziale Marktwirtschaft vor vielen Herausforderungen zu behaupten hat. Aber auch für unsere Mitglieder in Deutschland stellt sie eine Leitlinie dessen dar, worauf Unternehmerinnen und Unternehmer sich einzurichten haben.

Nach unserer Überzeugung sind die wirtschaftlichen Impulse und die sozialen Verpflichtungen in der Glaubensüberzeugung schon längst angelegt

Leider finden sich so gut wie gar keine Aussagen dazu, woran sie sich dabei ausrichten können. Die in 10 Punkten beschriebenen Herausforderungen sind ja keineswegs neu oder bislang undiskutiert. Sie beschäftigen die öffentliche und politische Debatte schon seit langem. Offenbar zielt auch dieses Papier mit der Auflistung ordnungspolitischer Vorgaben und Aufgaben auf die Politik und die Öffentlichkeit. So entsteht der Eindruck, als sei verantwortbares wirtschaftliches Handeln in erster Linie eine Folge des richtigen ordnungspolitischen Rahmens. Das entspricht jedoch nicht den Erfahrungen unserer Mitglieder.

Tragende Säule der sozialen Marktwirtschaft ist das unternehmerische Handeln von Millionen Selbstständiger und mittelständischer Unternehmer. In ihrer Motivation, in ihrem Glauben ist die ethische Orientierung schon fest verankert, noch ehe sie ordnungspolitisch dargestellt wird. Wir bedauern sehr, dass in der Sozialinitiative darauf nicht eingegangen wird.

Mehr noch: Nach unserer Überzeugung werden sowohl die wirtschaftlichen Impulse (wie die Übernahme von Verantwortung, Risikobereitschaft etc.) als auch die sozialen Verpflichtungen nicht etwa erst durch einen ordnungspolitischen Rahmen geschaffen, sondern sind in der Glaubensüberzeugung schon längst angelegt. Wichtiger als wohlfeile ordnungspolitische Vorschläge zu machen erscheint es unseren Mitgliedern, dass die Kirchen ihre Unternehmerinnen und Unternehmer in ihrem Glauben stärken, in ihren Herausforderungen ernst- und wahrnehmen, in ihren Kompetenzen nutzen und fördern.

Wir begrüßen das gemeinsame Wort des Rates der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz, dessen Inhalte wir in weiten Teilen unterstreichen. Vor allem aber wollen wir von der Initiative e.V. soziale Marktwirtschaft aus evangelischer Verantwortung leben und gestalten. Dafür erbitten und erwarten wir Unterstützung und Stärkung auf allen Ebenen der evangelischen Kirchen in Deutschland.