Barbara Hendricks

"Die Belastbarkeit unserer Erde haben wir ausgereizt"

Die Ökumenische Sozialinitiative der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland hat eine breite Diskussion angestoßen. Die zentralen Etappen des Diskussionsprozesses, vom Kongress "Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft" bis zu den Stellungnahmen, Gastbeiträgen und Kommentaren hier auf dieser Webseite, sind im Dokumentationsband "Im Dienst an einer gerechten Gesellschaft" zusammengefasst, den Sie hier als PDF herunterladen können

Barbara Hendricks

Dr. Barbara Hendricks (SPD) ist Mitglied des Deutschen Bundestages und Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit in der großen Koalition.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD)

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

in den zehn Thesen der Ökumenischen Sozialinitiative machen die Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland auf wichtige ökonomische, ökologische und soziale Herausforderungen unserer Zeit aufmerksam. Damit leisten sie einen entscheidenden Diskussionsbeitrag zu der Frage: Wie können wir in Zukunft gerechter und bewusster miteinander leben? Dieses miteinander Leben kann nur gelingen, wenn man gemeinsam die Probleme anspricht und gemeinsam Lösungen entwickelt.

Daher begrüße ich es sehr, dass die Bischofskonferenz und die EKD mit ihrer Initiative eine breite Debatte anstoßen, die über konfessionelle, parteipolitische und soziale Grenzen hinausreicht. Besonders wichtig für mich als Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit ist der Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit. Er unterstreicht, dass der Mensch mit der Verantwortung für die ganze Schöpfung betraut ist. Die natürliche Schöpfung bildet unsere elementare Lebensgrundlage. Sie ist Teil unserer Verantwortung für künftige Generationen, aber auch für die ärmsten Länder der Welt. Und vor allem in ärmeren Teilen der Welt leiden bereits heute Menschen an den dramatischen Folgen des Klimawandels, obwohl sie nicht die eigentlichen Verursacher dieses Klimawandels sind.

Eine nachhaltige und soziale Umweltpolitik muss daher über den bloßen Schutz und die Bewahrung der natürlichen Schöpfung hinausdenken. Wir sollten unsere Lebensweise und unseren Umgang mit den begrenzten Ressourcen hinterfragen. Die Belastbarkeit unserer Erde haben wir ausgereizt und die Folgen einer Klimakatastrophe sind kaum überschaubar. Wir müssen erkennen, dass wir unsere Lebensweise vor dem Hintergrund des Klimawandels nicht unverändert lassen können.

Ein erster Schritt in die Richtung markiert das Umdenken bei der Stromerzeugung. Mit der Energiewende bekennen wir uns zu unserer Fähigkeit, die Welt verantwortlich, gerecht und nachhaltig zu gestalten. Umweltpolitik ist ein Querschnittsbereich zwischen vielen Politikfeldern und erfasst die unterschiedlichsten Lebensbereiche von uns Menschen. Daher erhoffe ich mir von der Ökumenischen Sozialinitiative einen starken Impuls und eine lebhafte Debatte, die uns dem Ziel, im Einklang mit der Natur zu leben, ein Stück näher bringt.