Peter Barrenstein

"Sich schützend vor die jungen Generationen stellen"

Die Ökumenische Sozialinitiative der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland hat eine breite Diskussion angestoßen. Die zentralen Etappen des Diskussionsprozesses, vom Kongress "Gemeinsame Verantwortung für eine gerechte Gesellschaft" bis zu den Stellungnahmen, Gastbeiträgen und Kommentaren hier auf dieser Webseite, sind im Dokumentationsband "Im Dienst an einer gerechten Gesellschaft" zusammengefasst, den Sie hier als PDF herunterladen können

Peter Barrenstein

Dr. Peter Barrenstein ist Vorsitzender des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer in Deutschland. Er war Mitautor des Impulspapiers "Perspektiven für die Evangelische Kirche im 21. Jahrhundert" für den Reformprozeß "Kirche der Freiheit" (2006). Außerdem ist er Mitglied der Synode der EKD, der EKD-Steuerungsgruppe zum Reformprozeß, Beauftragter des Rates der EKD für das Thema Führen und Leiten in der EKD sowie Aufsichtsrat der Führungsakademie für Kirche und Diakonie.

Als Vorsitzender des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer begrüße ich den gemeinsamen Beitrag der beiden großen christlichen Kirchen zur Weiterentwicklung der Gesprächskultur von Kirchen und Gesellschaft. Die Debatte über die Ökumenische Sozialinitiative sollte einen Beitrag insbesondere zur Ausgestaltung einer konsequenten Generationengerechtigkeit leisten. Grundlage hierfür ist die Soziale Marktwirtschaft sowie qualitatives und quantitatives Wachstum für eine nachhaltige Entwicklung. Zu beiden Zielen haben sich die Kirchen affirmativ bekannt.

Wenn wir wollen, dass die nächste Generation den bestehenden Generationenvertrag nicht aufgekündigt, müssen wir uns die Frage stellen, wie weit wir den Handlungsspielraum der kommenden Generationen einschränken dürfen. Dazu gehört die Frage der Staatsverschuldung ebenso wie die Belastung der sozialen Sicherungssysteme. Organisationen der jungen Wirtschaft wie die Wirtschaftsjunioren Deutschland sprechen bereits vom "Ausverkauf der Zukunft". Diese Warnungen müssen wir ernst nehmen.

Wir appellieren an die Kirchen, dem Soziallobbyismus der älteren Generation eine schützende Stimme für die jüngere Generation entgegenzusetzen. Die Kosten und Lasten einer alternden Gesellschaft können und dürfen nicht in die Zukunft verschoben werden. Sie fallen jetzt an und werden noch massiv steigen, weil die Lebenserwartung der Menschen wächst und damit auch die Notwendigkeit zu Pflege und Gesundheitsleistungen. Diese Lasten kann die künftige Generation nicht alleine schultern. Hier können und müssen die Kirchen einen wahrnehmbaren Beitrag zur Entwicklung einer gerechten Gesellschaft leisten.

Im Hinblick auf das gemeinsame Manifest der Kirchen möchte ich auch an dieser Stelle noch einmal deutlich machen, dass der Kern der deutschen Wirtschaft aus maßhaltenden, ethisch agierenden und ehrlichen Unternehmerinnen und Unternehmern mit ebensolchen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besteht. Die Feststellung der Kirchen: "Die Tugenden der Gerechtigkeit, der Ehrlichkeit und des Maßhaltens werden durch die ökonomische Rationalität in keiner Weise relativiert", beschreibt unsere Maxime und wird von evangelischen Unternehmerinnen und Unternehmern mitgetragen.